Bilder von Schreyer, Andreas (Fredmansky GmbH):

"Kleinere und mittlere Betriebe bereiten sich nicht genug auf den demografischen Wandel vor", ist Fabian Erbersdobler, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Passau, überzeugt. Deswegen haben die Wirtschaftsjunioren in Zusammenarbeit mit der IHK Niederbayern und dem Bundesverband Demografischer Wandel das 1. Niederbayerische Demografie-Forum auf die Beine gestellt. Das Ziel: Den Unternehmen in Niederbayern Lösungsansätze an die Hand geben, um auf das Schrumpfen und das Älterwerden der Bevölkerung besser reagieren zu können. Dafür waren zwei große Unternehmerpersönlichkeiten in die Redoute gekommen – der auch durch viele Talkshows bekannte Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp sowie OBI-Gründer Prof. Manfred Maus. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Vorträge von Bernhard Schindler, Vorsitzender des Bundesverbands Demografischer Wandel, und des Osteopathen und Sportmediziners Dr. Johannes Weingart.

"Geld kann ich ersetzen, Vertrauen nicht", sagte OBI-Gründer Maus in seinem Vortrag. "Wenn Sie den Kunden anlügen, dann haben Sie keine Chance zu überleben." Damit spielte der 81-jährige Baumarktgründer auf aktuelle Skandale von VW oder Fifa, aber auch auf Firmen an, die 20 Prozent auf alles versprechen, aber am Abend davor noch schnell die Preise erhöhen. Prof. Maus, selbst Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist dagegen überzeugt, dass nur Ehrlichkeit und das Vertrauen der Kunden, aber auch der Angestellten ein Unternehmen zu einer starken und damit zukunftssicheren Marke mache.

Das oberste Ziel eines jedes Unternehmers müsse der zufriedene Kunde sein und den bekomme man nur durch zufriedene Mitarbeiter. Deshalb werde diese Zufriedenheit bei OBI auch ständig evaluiert, so Maus. Und tatsächlich habe sich herausgestellt, dass in den Märkten, in denen es die höchste Mitarbeiterzufriedenheit gab, auch wirtschaftlich das beste Ergebnis erzielt wurde.

Selbstverständlich findet es Manfred Maus auch, sich als Unternehmer für die Gesundheit seiner Mitarbeiter mitverantwortlich zu fühlen. Wie ernst man das Thema bei OBI nimmt, zeigt zum Beispiel das Angebot an die Mitarbeiter, ihnen ein Elektrofahrrad zur Verfügung zu stellen, mit dem sie dann statt mit dem Auto in die Arbeit kommen können. "Lassen Sie Home Office zu", rief Maus außerdem den regionalen Unternehmern in der Redoute zu. "Die jungen Menschen wollen Freiheit."

Als er OBI 1970 gegründet habe, hieß es noch, so erzählt Maus, ein Baumarkt sei ein Markt für Männer. Aber es für einen Unternehmer entscheidend, danach zu fragen, was der Nutzen seines Geschäfts sei. Und im Falle eines Baumarktes sei das die Befriedigung nach einem menschlichen Grundbedürfnisses – nämlich dem nach einem Zuhause und nach Geborgenheit. "Und wer hat da das Sagen?", fragte Maus rhetorisch in die Runde. Und deshalb habe sich OBI auch von Anfang auf die Frauen als Kunden eingestellt.

"Bei einer neuen Idee wird in Deutschland erst einmal immer diskutiert, warum sie denn nicht funktionieren könne", kritisierte Maus. Derweil sei es die wichtigste Eigenschaft eines Unternehmers, rechtzeitig zu erkennen, dass sich die Welt ändert und sich zu fragen, welche Konsequenzen das für das eigene Unternehmen habe. Und dann müsse man den Wandel aktiv mitgestalten, so Maus.

Als einer der meinungsstärksten Unternehmer in Deutschland gilt Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp. Sein sehr engagierter Auftritt beim Demografie Forum zeigte warum. Es sei eine Schande für "uns Unternehmer", so Grupp, dass man in einem Land wie Deutschland überhaupt über einen Mindestlohn diskutieren müsse. Wer seine Mitarbeiter so bezahle, dass sie davon nicht leben können, sei untragbar.

In einer globalisierten und zunehmend undurchsichtigeren Finanz- und Bankenwelt hob Wolfgang Grupp die Prinzipien des "ehrbaren Kaufmanns" hervor. Der 74-Jährige haftet persönlich mit seinem Privatvermögen für sein Unternehmen. Ein Vorbild für ganz Deutschland, findet Grupp. Denn nur so könnten die Gier der Unternehmen eingedämmt und verantwortungsvolle Entscheidungen gefördert werden.

Für den Textilhersteller ist klar, dass man in Deutschland keine Massenprodukte brauche, sondern auf innovative, neue Produkte setzen müsse. Um die Produktion komplett unter Kontrolle zu haben, finden bei Trigema alle Produktionsschritte in Burladingen unter einem Dach statt. "Ich muss mein Unternehmen selbst überblicken können", sagt Grupp.

Für den schwäbischen Unternehmer steht gerade in Zeiten des demografischen Wandels und dem damit verbundenen zunehmenden Kampf um gutes Personal das Gefühl der Arbeitsplatzsicherheit an allererste Stelle. Das müsse ein Unternehmen seinen Mitarbeitern bieten können. Nur so entstehe eine wirkliche Bindung. "Wir setzen unsere Mitarbeiter nach ihren Stärken ein und beklagen uns nicht ständig über ihre Schwächen", so Grupp. Und so komme es, dass jede Stelle nur mit Leuten aus dem eigenen Haus nachbesetzt werde. Außerdem bekomme jedes Kind eines Mitarbeiters automatisch ein Stellenangebot bei Trigema.

Über das "Retention Management", also die Maßnahmen, die zur Bindung an ein Unternehmen beitragen, sprach Bernhard Schindler. Er wies auf die zahlreichen Angebote hin, die sein Bundesverband Demografischer Wandel den Unternehmen hier machen könne. Außerdem fragte er: "Warum gibt es in Deutschland kein Demografieministerium? Also in dem Land mit der ältesten Altersstruktur in der ganzen Welt."

Der Sportmediziner Dr. Johannes Weingart bewarb sein Konzept, das er mit Kollegen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement entwickelt hat.


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